Palliative Care für Psychologen – Selbsterfahrung, Selbstfürsorge, Trauer, Spiritualität

Weiterbildung Palliative Care für Psychologen

Termin: Beginn: Sonntag, 18:00 Uhr
Ende: Freitag, 15:00 Uhr
Zielgruppe: Psychologen und Psychotherapeuten
Voraussetzungen: Teilnahme an den Seminaren Palliative Care für Psychologen – Grundlagen I+II (Psychoonkologen: Grundlagen I)
Inhalte: Da die eigene Haltung, die eigene Verortung im Leben maßgeblich für die Arbeit im palliativen Feld ist, erhalten Introspektion/Selbstreflexion und Selbsterfahrung eine hohen Stellenwert. In diesem 5-Tages-Blockseminar werden folgende Themengebiete behandelt:

  • Selbstfürsorge (Burnout-Prophylaxe, eigene Bedürfnisse wahrnehmen, Umgang mit den eigenen Ansprüchen und Grenzen, persönliches Zeitmanagement)
  • Trauer (Trauerprozesse und -modelle, Differentialdiagnose Depression, Trauerbegleitung, Kinder/Jugendliche, Ritualarbeit)
  • Spiritualität (Definitionen, die wichtigsten Religionen in Bezug auf Sterben/Tod, die spirituelle Dimension in der Sterbebegleitung)
  • Selbsterfahrung

Die Selbsterfahrung bezieht sich dabei auf alle behandelten Themen:

  • Bewusstsein über die eigenen psychischen Verarbeitungsmechanismen (Projektion, Verdrängung, Intellektualisierung, Spaltung etc.)
  • Wahrnehmung der eigenen Ängste und Verletzungen
  • Erweiterung des Gefühlsausdrucks
  • Reflexion der eigenen spirituellen bzw. lebensanschaulichen Verankerung im Leben
  • Umgang mit der eigenen Sterblichkeit, Sterbemeditation
  • Eigene biographische Erfahrungen mit Verlust, Krankheit, Sterben, Tod, Abschied und Trauer, Ritualen, Verlusterfahrungen und deren Bezüge zum eigenen Berufsleben
  • Eigener Umgang mit Tod und Hilflosigkeit

Mitzubringen sind bequeme Kleidung, Schreibzeug

Weitere Kursblöcke:

Methoden: Übungen, Selbsterfahrung, Meditation, Austausch in Kleingruppen, kreativtherapeutische Methoden, reflektierendes Schreiben, Theorie-fundierte Impulse
Referenten: Buddhas Weg, Odenwald: Helga Franz-Flößer, Dr. Benno Littger, Dorothea Mihm, Jan Gramm
Kloster Lehnin, Brandenburg: Heiner Melching, Peter Paul Wentz, Dorothea Mihm, Jan Gramm
Erläuterungen: Der zentrale Ausgangspunkt für die Arbeit im Themenfeld Tod und Sterben ist das eigene Verhältnis zu diesen Themen. Selbsterfahrung und Selbstreflexion bilden daher den Kern dieser Weiterbildung. Selbstreflexion wird nicht nur über kognitive Techniken wie Fragebögen zur Selbsterforschung oder reflektierendes Schreiben angeboten, sondern auch über dialogische (Dyadenübung, Inquiry-Methode) oder meditative Techniken vertieft. Bei der Selbsterfahrung liegt die Betonung auf „Erfahrung“. Wir nutzen hierfür körperpsychotherapeutische Techniken (etwa aus der Bioenergetik), Inszenierungen, kreativtherapeutische Methoden (Malen) und geführte Meditationen (hypnotherapeutische Imaginationsübungen). Ein geschützter Raum, die Gruppenatmosphäre, die Verdichtung der Themen soll den Teilnehmern ermöglichen sich auf ihre eigene Verletzlichkeit einzulassen.Sterbende und deren Angehörige sind hochverletzlich und haben sehr feine „Antennen“ für das Verhalten ihres Gegenübers. Das Wissen um die eigene Verletzlichkeit, um den eigenen Umgang damit (welche Gefühle zeigen mir meine eigenen „wunden Punkte“ an? Welche Abwehrmaßnahmen sind mir vertraut?) ist wichtig, damit wir der Verletzlichkeit der Patienten und Angehörigen Stand halten. Es passiert schnell, dass das Verhalten unseres Gegenübers zum Auslöser für unsere eigenen Konfliktthemen wird – wir reagieren dann entweder mit Identifikation oder mit Abwehr. Beides führt dazu, dass wir nicht mehr die notwendige Präsenz aufrechterhalten, um unser Gegenüber auf seinem eigenen Weg zu begleiten. Dies ist aber unsere Aufgabe und unsere Verantwortung in der Rolle als Behandler.

Nicht nur das Verhalten anderer, sondern auch die Situation als solche kann Unsicherheit in uns hervorrufen. Wenn es um das Lebensende geht, werden tiefe Ängste angesprochen. Wir kommen nicht umhin, uns unserer eigenen Verortung im Leben bewusst zu werden: Wie stehe ich im Leben? Was sind meine Grundängste? Meine Grundthemen? Meine Aufgaben und Ziele? Diese Fragen berühren die spirituelle Dimension des Lebens und wenn wir auch nicht auf alle eine Antwort wissen müssen, stellt die Offenheit gegenüber diesen Themen eine Grundlage für die palliative Arbeit dar.
Das Institut für Palliativpsychologie sieht in der Integralen Psychologie Ken Wilbers ein gutes Verständnismodell für lebensphilosophische Fragen. Es geht uns in der Weiterbildung aber nicht um die Vermittlung spiritueller Denkmodelle, sondern darum, den Teilnehmern Raum für das Reflektieren der eigenen spirituellen Verortung zu geben.

Neben der Selbsterfahrung werden in diesem Block noch Themen vermittelt, die eng mit der eigenen Erfahrung verknüpft sind: Selbstfürsorge, Trauer und Spiritualität.
Selbstfürsorge bezieht sich dabei nicht nur auf die Teilnehmer. Psychologen können in dieser Hinsicht als Gesundheitsexperten gelten, die das Wissen um den Stellenwert von Selbstfürsorge auch an andere Teammitglieder sowie an Angehörige weitergeben können.
Die Behandlung des Themas Trauer erstetzt keine Trauerbegleitungsweiterbildung. Im Kurs werden Eckpunkte neuerer Trauertheorien vermittelt und das Augenmerk auf die Trauerthemen in der palliativen Arbeit gerichtet, etwa dem frühzeitigen Erkennen des Risikos zu erschwerter Trauer.
Spiritualität ist weiter gefasst als Religon und umschreibt mehr das individuelle Erleben. Der Begriff ist trotzdem nicht beliebig, sondern wird beforscht und kann beschrieben werden. In der praktischen Anwendung steht uns etwa das halbstrukturierte Interview SPIR zur Verfügung, welches wir in der Weiterbildung kennenlernen und üben.