Was unterscheidet Dignity Therapy von Biographiearbeit?
Der empirisch fundierte Fragenkatalog, der explizit das Würde-Gefühl stärkt und vor allem die Erstellung eines Dokuments.
Muss man das Gespräch verschriftlichen oder kann man auch nur den Fragenkatalog verwenden?
Man kann natürlich auch nur die Fragen verwenden, aber das Wesentliche an DT ist die Verschriftlichung des Gesprächs und der Prozess, der durch das Vorlesen und Besprechen mit dem Patienten stattfindet. Ein Dokument kann hinterlassen werden, ein Gespräch nicht.
Wer kann DT durchführen?
Es handelt sich um eine psychologische / psychotherapeutische Intervention. Es wird kaum möglich sein, DT aus einem psychotherapeutischen Kontext herauszulösen, da es sich nicht um eine neutrale Umfrage handelt, sondern bei den Patienten tiefe innere Prozesse ausgelöst werden können. Der Interviewer sollte also darin geübt sein, gut zuhören zu können, Emotionen des Gegenübers auszuhalten, das Wesentliche des Erzählten zu erfassen, das Gespräch empathisch zu führen, die eigenen Reaktionen einordnen zu können und somit professionelle Nähe zulassen zu können.
Wie lange dauert eine solche Intervention?
Das eigentliche DT-Gespräch dauert etwa 1 Stunde, je nach Erzählfreude und Kraftressourcen des Patienten. Danach muss die Aufnahme transkribiert werden, was je nach Tippgeschwindigkeit unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen wird, wobei der Text noch bearbeitet werden muss (zeitliche Reihenfolge, ggf. Umstellen einzelner Textpassagen etc.). Für die weitere Besprechung mit dem Patienten müssen noch einmal 1 bis 3 Treffen anberaumt werden. Die Erfahrung zeigt, dass für die komplette Durchführung einer DT mit ca. 3 Arbeitstagen gerechnet werden muss.
Kann der Patient die Fragen auch selbst für sich beantworten?
Es würde sicher nicht den gleichen Effekt haben, wenn ein Patient nur den Fragenkatalog vorgelegt bekommt und die Fragen für sich alleine beantwortet. Die Antworten erhalten mehr Tiefe durch das Erzählen, sind eingebettet in ein Beziehungsgeschehen. Der Therapeut stellt z.B. kleine Rückfragen, die gezielt das Würde-Gefühl stärken. Auch sehr kritische Äußerungen etwa bezüglich des Partners oder der Kinder werden im Dialog noch einmal beleuchtet: Will man eine solche Aussage wirklich als Hinterlassenschaft den Angehörigen in die Hand geben? Welche Verletzungen oder Enttäuschungen stehen dahinter? Allein zu Selbstreflexion gibt es sicherlich andere Möglichkeiten als die DT.