USA, 2003
Regie: Tim Burton
Darsteller: Ewan McGregor, Albert Finney, Alison Lohman, Jessica Lange, Billy Crudup, Marion Cotillard, Danny DeVito
Es gibt Fische, die kann man nicht fangen. Nicht, dass sie schneller oder stärker wären als andere, sie stehen einfach unter einem gewissen Zauber
William kennt seinen Vater Edward eigentlich gar nicht. Der hat immer nur Geschichten erzählt. Geschichten, die ihn als Kind fasziniert und als Erwachsenen angeödet haben. William glaubt seinem Vater kein Wort mehr. Und jetzt, wo er selbst Vater wird und sein Vater im Sterben liegt, möchte er das wahre Gesicht seines Vaters kennenlernen. Aber sein Vater wird zornig und verweigert sich – seine Geschichten seien wahr!
Eine der oft erzählten Geschichten spielt in der Kindheit Edwards: Am Dorfrand wohnte eine Hexe mit einem Glasauge, in welchem man seinen eigenen Tod voraus sah, wenn sie einen damit ansah. Und genau dies tat sie. Daher habe er, Edward, später auch nie Angst gehabt bei all den Abenteuern, da er ja wusste, dass er die Gefahr überleben würde.
Auf dem Sterbebett ist Edward aber hilflos der Realität ausgesetzt: Seine Phantasie reicht für sein eigenes Sterben nicht aus (denn wie er sterben würde, hatte er nie erzählt). Und so bittet er seinen Sohn, ihm die Geschichte seines Todes zu erzählen. Der sträubt sich erst, aber dann versteht er, warum sein Vater die Geschichten gebraucht hat: Dass die Geschichten ein Teil seines Vaters sind, dass Edward sich in den Geschichten bewegt wie ein Fisch im Wasser und dass er seinen Vater nur mit Geschichten haben kann.
So versöhnt er sich mit ihm, indem er das Ende der Geschichte seines Vaters erzählt und all die Protagonisten der Erzählungen seines Vaters aufleben lässt.
Auf der Beerdigung begegnet William dann tatsächlich all diesen Personen. Sie sind Realität, wenn auch die Zwillinge keine siamesischen sind, der Zirkusdirektor nur ein Mensch und kein Werwolf und der Riese nicht größer als 2,30 (aber immerhin!).
Ein Film über das Abschiednehmen. Abschied vom Vater, aber auch Abschied vom Wunsch, diesen anders haben zu wollen als er ist. Und somit auch ein Film über das Versöhnen.
(Jan Gramm)