Demut

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Ein altes, aber kaum durch neuere Begriffe ersetzbares Wort, das eine Haltung beschreibt, bei der nicht der eigene Wille, die eigene Vorstellung oder Moral handlungsweisend wirkt, sondern das sich Einfügen in einen vorgegebenen oder übergeordneten Vorgang. Von der Wortherkunft her bedeutet Demut „die Gesinnung eines Gefolgsmannes, eines Dieners“ (Dien-Mut). Ein zentraler Begriff bei der Sterbebegleitung, denn die Achtung der Würde eines Menschen beinhaltet das Respektieren seiner Entscheidungen. Wir sollten uns als Behandler und Begleiter nicht anmaßen zu wissen, was für den Patienten und seine Angehörigen richtig ist oder besser wäre. Wir können aus unserem Wissen und unserer professionellen Perspektive heraus Angebote machen. Und wir müssen immer prüfen, aus welcher Motivation heraus wir ein Behandlungsangebot machen. Um in Demut handeln zu können, müssen wir einerseits uns selbst gut kennen, andererseits in guter Verbindung mit dem Gegenüber stehen. Der Begriff Demut weist auf die spirituelle Dimension hin, weil damit ein Handeln aus dem Bewusstsein über das Eingebundensein ins Leben, in eine übergeordnete Wirklichkeit, aber auch über die absolute Verletzlichkeit des Seins angesprochen wird.

In der christlichen Kunst kommt die Haltung der Demut in der Darstellung von Christi Geburt bzw. der Anbetung Christi zum Ausdruck:

Das Bild Die Geburt Christizeigt ein neugeborenes Kind. Es ist völlig nackt und verletzbar. Es kann nichts tun oder leisten. Es ist einfach da. Es zeigt, dass wir Menschen Geschöpfe Gottes sind, dass wir sein Ebenbild sind und somit das Göttliche in uns tragen. Dies verleiht uns Würde. Diese Würde kann uns nicht genommen werden. Dies wird im Bild durch die Haltung der Umstehenden ausgedrückt, die diesem Kind die Würde erweisen.
Die Umstehenden nehmen die Haltung der Demut ein: Sie beugen sich vor dem Göttlichen in uns und erweisen diesem die Ehre. Das Körperliche tritt dadurch in den Hintergrund. Die körperliche Abhängigkeit und Hilfsbedürftigkeit erinnert uns daran, dass wir absolut verletzliche Wesen sind. Sie erinnert uns aber auch daran, dass unsere Würde nicht aus unserem körperlichen Dasein erwächst, sondern uns von Geburt an mitgegeben ist.

Insofern mag es auch für die Betroffenen hilfreich sein, der eigenen Hilfsbedürftigkeit aufgrund der körperlichen Abhängigkeit in einer Haltung der Demut zu begegnen: Indem ich meine körperliche Abhängigkeit als Ausdruck meiner absoluten Verletzlichkeit annehme, verliere ich nicht meine Würde.