Kill me please

2010
Regie: Olias Barco
Darsteller: Aurélien Recoing, Virginie Efira, Benoît Poelvoorde

Kennen Sie die sozialen Kosten des Suizids?

Schwarzer Humor in schwarz-weiß. Ziemlich böse sind die skurrilen Szenen, wenn die Klinikgäste, die sich zum ärztlich assistierten Suizid eingefunden haben, in Todesangst um ihr Leben rennen, als – außerplanmäßig – auf sie geschossen wird. Und dann gibt es da einen richtig schönen Bilderbuchtod: Sterben mit Champus mitten im Liebesspiel und voller Würde. Und auch der Exzentriker, der seinen Abgang am liebsten völlig würdelos wie in einem Rambo-Film inszeniert haben möchte, kommt am Ende auf seine Kosten. Irgendwie hat das ja dann doch auch mit Würde zu tun, oder?

Aber das Beste: Der Arzt wirkt richtig echt. Man meint, man hätte einen Kollegen exakt diese Worte bei einem Vortrag oder einer Fernsehdiskussion sagen hören. Genau so wird für aktive Sterbehilfe geworben. Ethisch korrekt. Weil: wer dem Leben nur entfliehen will, psychisch krank ist, dem wird das erlösende Gift nicht gewährt. Der muss dann doch zum Messer greifen und sich die Pulsadern aufschlitzen, womit das Klinikpersonal so gar nicht zurecht kommt. Und der Arzt freut sich aufrichtig, wenn jemand wieder ins Leben findet. Der Mann hat also gute Absichten. Doch, wirklich. Eine Gesellschaft verliert nämlich eine Menge Geld, wenn sich jemand vorzeitig das Leben nimmt (Ausfall einer Arbeitskraft, eines Konsumenten, eines Steuerzahlers etc). Da ist es doch recht und billig, wenn man da ein wenig von dem Geld wieder ins Gesundheitssystem zurückführt…

Trotzdem: Ein gewollt sarkastischer Film, der etwas krampfhaft Boshaftigkeiten und menschlichen Abgründen nachgeht ohne dabei wirklich in die Tiefe zu gehen. Und auch nur ab und an eher ein böses Lächeln hervorruft als herzhaftes Lachen, denn dazu ist er nicht herz-haft genug. Olias Barco ist halt auch kein Brite (vgl. Sterben für Anfänger).
Wenn’s wirklich stimmt, dass der Regisseur den Film gemacht hat, um aus einer depressiven Krise herauszukommen, dann hat das ihm hoffentlich besser getan als dem Film.

(Jan Gramm)

Kill Me Please

Bewertung: *****
Muss nicht sein.

 

 

 

 

 


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